dagegen

12. April 2023

bin am spülen
und fühlen.
will liebe wagen.
wagen brauche ich
dagegen nicht.
ich gehe lieber
zu fuß.
füße einmal
zu den deinen legen
dagegen-
das wäre formidabel.

SALONRISS: Lesung am Vorabend des Internationalen Frauentags in der Romanfabrik: S. Katharina Eismann & Julia Mantel

20. February 2023

Die Lyrikerin und Schriftstellerin S. Katharina Eismann trägt Texte aus ihrem Lyrikband “Dschangakinder” und ihrem viel beachteten Roman “Das Paprika-Raumschiff” (beide bei danube books) vor. Eismann, geboren in Temeswar, ist Mitgestalterin der Wanderausstellung „Nach dem Fest das Fest“ (Offenbach/Ulm/Temeswar, ab 2016). Neben ihr tritt die Frankfurter Lyrikerin Julia Mantel auf und wird aus ihrem letzten, bei Edition Faust erschienenem Lyrikband “Wenn Du eigentlich denkst, die Karibik steht Dir zu” lesen und Unveröffentlichtes vortragen. Julia Mantel ist Gründungsmitglied des ehemaligen Frankfurter Lyrikkollektivs „Salon Fluchtentier“ und Vize-Vorsitzende des Hessischen Schriftstellerverbands (VS). Sie veröffentlichte darüber hinaus “new poems” (2008), “dreh mich nicht um” (2011) und “Der Bäcker gibt mir das Brot auch so” (2018). Danke für die Bühne, Michael Hohmann!

„… Julia Mantel webt Popkultur und Trash ebenso selbstverständlich in ihre Verse wie die Verbeugung vor großen lyrischen Vorbildern, und wer ihre Texte liest, merkt umso schmerzlicher, wie bieder Vieles in der deutschsprachigen Gegenwartslyrik geworden ist. Mantel hingegen hebt den Teppich und kehrt den Dreck hervor, die sozialen Verwerfungen, sie macht keinen Hehl daraus, dass Lyrik oft Hungerkunst ist …“ 54 books über “Wenn du eigentlich denkst, die Karibik steht Dir zu2

Dienstag, 7. März 2023 | 20.00 Uhr
Eintritt 7 Euro, ermäßigt 4 Euro
Romanfabrik
Hanauer Landstr. 186 (Hof), 60314 Frankfurt
Reservierung: reservierung@romanfabrik.de
Vorverkauf: AD-Ticket, www.ad-ticket.de

Neue Autorenporträts von Alexander Paul Englert// DANKE!

10. February 2023

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Photos: Alexander Paul Englert

Impressions of MISSTORY

23. January 2023

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Photos: Eduardo Perez, Gerhard Mantel, Julia Mantel

Interview zu MISSTORY in Finanzplatz-Frankfurt-Main

20. January 2023

FRANKFURT & KULTUR: Literatur, Frankfurter Lyrikkollektiv, Städelschule – Frankfurter Milieus & Kunstverein Montez, „Misstory“ – 21.1.2023 (Interview – Julia Mantel, Frankfurter Lyrikerin)

„Wer Freude haben will an der bunten Vielfalt der Schöpfung, der muss an den Männern vorbeisehen“ (Gertrude Stein). Stichworte: Kunst, Literatur, Städelschule, Freundschaft und Vielfalt. Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE mit der Frankfurter Lyrikerin Julia Mantel über Themen wie die Leidenschaft für Kunst, Freude an Literatur und auch über das Handstricklabel „Unvermittelbar“. Auch die Freude am derzeit ruhenden Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten (Frankfurter Lyrikkollektiv: „Salon Fluchtentier“) sowie die Vorgeschichte zur Veranstaltung „Misstory“ (Frankfurt, 21.1.2023, Kunstverein Montez) wurden angesprochen.

Hill: Warum lieben Sie Kunst und Literatur?

Mantel: Ich liebe Bildende Kunst und Literatur schon seit meiner frühen Kindheit. In meinem Elternhaus hingen ein paar Bilder an der Wand, meist von befreundeten Künstler*innen aus der Region, darunter aber auch zum Beispiel eine „echte“ Käthe Kollwitz, die mich fasziniert haben. Geprägt wurde ich zum Beispiel auch von unserem Postboten, der in seiner Freizeit sehr ambitioniert malte und zeichnete. Ausserdem stand im Keller meines Elternhauses eine große Bibliothek, zu der ich immer Zugang hatte. Als ich noch nicht lesen konnte, wurde mir dankenswerterweise immer vorgelesen. Dieses abendliche Ritual schloß den Tag ab und beruhigte meinen bevorstehenden Schlaf. In der nahegelegenen Kreisstadt Hofheim gab es zudem eine idyllische Kinder- und Jugendbibliothek zu der ich sehr oft nachmittags dackelte, die ich aber nach wenigen Jahren schon komplett „ausgelesen“ hatte. Meine Lieblingsbücher las ich sowieso doppelt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. An Weihnachten lagen dann vor allem Bücher unter dem Weihnachtsbaum. So konnte ich mich innerlich auf ein Leben nach dem Vorort einrichten.

Kunst hat schon immer meine Seele gewärmt, mich inspiriert und sie gab mir eine Art Zugehörigkeit. Genauso fand ich Trost und Kontemplation beim Bücherlesen. Ich hatte die Möglichkeit, mich in verschiedene Welten zu bewegen, obwohl ich mich physisch nicht bewegte. U.a. wurde meine Empathie gestärkt, da ich Einblicke in andere Schicksale erhielt.

Hill: Wie sind Sie auf diese „Schiene“ geraten?

Mantel: Die Beschäftigung mit Bildender Kunst und Literatur hörte einfach nie auf, sondern wurde immer intensiver. Nach dem Abitur im Vordertaunus zog es mich zu dem Studium der „Angewandten Kulturwissenschaften“ in Lüneburg, ursprünglich mit dem Vorhaben, Kuratorin zu werden. Mein zweites, jedoch sehr kurzweiliges Standbein, als Model, schulte meinen Blick für Farben und modische Strömungen. So entstand 2005 mein Handstricklabel: „Unvermittelbar“ www.unvermittelbar.de Auf dieser Web-Page bringe ich, von Punk geprägt, meine Lyrik und den modischen Handstrick zusammen. Geschrieben habe ich aber schon immer, wenn auch früher eher (musik)journalistisch. Nach einer abrupten Trennung, die mit Faxen begann und aufhörte, da es (für uns heute unvorstellbarerweise) noch kein flächendeckendes Internet gab, bin ich beim Aufschreiben meiner Worte geblieben und daraus formierte sich nach Teilnahme in diversen Literaturwerkstätten (Frankfurt, Darmstadt, München, Venedig), ersten Publikationen etc. und der langsamen Vernetzung mit der überregionalen Lyrik-Szene, so etwas wie ein Berufsbild: Ich bin jetzt Lyrikerin und Strickkünstlerin und habe u.a. 4 Gedichtbände publiziert, den (momentan ruhenden) Salon Fluchtentier (ein Frankfurter Lyrikkollektiv) mit ins Leben gerufen und arbeite seit Anfang der Pandemie als Vize-Vorsitzende des Hessischen Schriftstellerverband (VS). Aus meinem letzten Lyrik Band „Wenn Du eigentlich denkst, die Karibik steht Dir zu“ (2021/ Edition Faust) werde ich auf der Vernissage lesen, dazu noch Unveröffentlichtes. Es wird auch einen Büchertisch geben.

Hill: Sie begleiten die Veranstaltung „Misstory“ am 21. Januar 2023. Wie ist die Idee hierzu entstanden?

Mantel: Julia Jansen, Bettina Sellmann und ich kennen uns schon seit den frühen Neunzigern. Damals studierten die beiden gemeinsam Malerei an der Frankfurter Städelschule, in deren Umfeld ich mich bewegte. Obwohl es uns anschließend autonom voneinander nach New York, Paris, Hamburg, Chicago, London, Köln etc., zumindest für eine Zeit lang, verschlug, nahmen wir die (durchaus erfolgreichen) Arbeiten der anderen immer sehr wohlwollend wahr. Im Dezember 2021 hatten wir dann eine gemeinsame Trio-Ausstellung im Offenbacher Kunstverein und wollen seitdem langfristig zusammenarbeiten. Daraus entstand im Jahr 2022 der Kunstkatalog „Easymagic123“ in der renommierten Edition Faust. Darin beziehen sich unsere Arbeiten aufeinander. Es handelt sich also um eine Mischung aus zwei Malerei-Positionen und meiner Lyrik-Handstrick-Kombination. Das Kulturamt Frankfurt gab uns dankenswerter Weise noch etwas Geld für eine anschliessende Ausstellung. Zu dieser rein weiblichen Ausstellung passen, wie wir finden, auch noch sehr gut Corinna Mayer und Caroline Krause, deren Arbeiten und Persönlichkeiten ich wiederum aus meiner langjährigen Arbeit in der Ausstellungshalle 1a/ Sachsenhausen kenne. Dort sind mir beide sehr positiv aufgefallen. Beide sind umtriebige starke Frankfurter Kunstpersönlichkeiten und unsere Energien könnten sich so vermehren. Caroline Krause nahm an der ersten Ausstellung, die ich in der Schulstraße 1a betreute, teil, daraufhin verfolgte ich kontinuierlich ihren Werdegang. Und schon vor Jahren habe ich mir zum Beispiel eine gerahmte Zeichnung von Corinna Mayer gekauft, die seitdem mein Wohnzimmer verschönert. Hortense Pisano, eine befreundete Frankfurter Kunstkritikerin und Kuratorin, kennt meine Gedichte seit der ersten Stunde und hat deren Weg immer verfolgt. Ausserdem hat sie schon mehrfach über meine Lyrik und meinen Handstrick geschrieben und sie auch schon in Ausstellungen (von mir) eingeführt.

Hill: Woher kennen Sie die Künstlerinnen, was begeistert Sie an Ihren Kolleginnen?

Mantel: Jede der Künstlerinnen hat einen komplett autonomen künstlerischen Ausdruck und kämpft als Frau in einem eher traditionell männlich besetzten Kulturbetrieb. Wir versuchen eine weibliche künstlerische Formsprache zu finden. Diese Sprache ist eben nicht (mehr) stumm, sondern wirft in ihrer Eigenwilligkeit viele Fragen auf. Unsere Arbeiten ergänzen sich alle sehr gut untereinander bzw. korrespondieren ja teilweise schon lange miteinander. Auch Corinna Mayer und Caroline Krause haben an den Frankfurter Städelschule studiert und sind seid vielen, vielen Jahren künstlerisch aktiv.

Hill: Warum ist Frankfurt als Veranstaltungsort so toll?

Mantel: Frankfurt ist als Lieblingsstadt ein absoluter Geheimtipp: Die gesammelte Gesellschaft in aller ihrer Schönheit und auch Problematik als Mikrokosmos spielt sich in dieser Metropole ab. Man kann eigentlich gar nicht anders, als auf sie zu reagieren und sich mit der eigenen künstlerischen Stimme zu positionieren. Die Stadt hält viele verschiedene Milieus bereit. Wunderbar ist es, wenn diese sich mischen und bestenfalls voneinander lernen. Niemand bildet sich großartig etwas darauf ein, aus Frankfurt zu kommen. Wir gucken nach draußen und sind dabei kosmopolitisch inspiriert.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch und Ihnen noch eine erfolgreiche Veranstaltung in Frankfurt.

Ankündigung „Misstory“

Wie schon der Titel „Misstory“ vermuten lässt, handelt es bei der Gruppenausstellung der Malerinnen Caroline Krause, Corinna Mayer, Julia Jansen, Bettina Sellmann und der Strickkünstlerin/ Lyrikerin Julia Mantel um eine rein weibliche Angelegenheit.

Soviel Jahrtausende hatten wir es in der (Kunst)Geschichte mit einer, in der englischen Übersetzung „his-story“, also mit einer von (in der Öffentlichkeit) Männer dominierten Sphäre zu tun. Es ist an der Zeit die Geschichtsschreibung umzuwandeln als eine eindeutig weiblich konnotierte. Dafür haben sich hier 4 Ex-Städelstudentinnen und eine Kulturwissenschaftlerin zusammengefunden und zeigen ihre autonomen zeitgenössischen Positionen. Julia Mantel wird dazu einmal mehr ihre (teils feministischen) Gedichte vortragen.

Alle teilnehmenden Künstlerinnen haben eine Verwurzelung in Frankfurt am Main bzw. lag zumindest dort eine Zeit lang ihr Lebensmittelpunkt. Bettina Sellmann und Julia Jansen, die es, nach Beendigung ihres Studiums und diversen Auslandsaufenthalten, schliesslich nach Berlin und in die Nähe von Köln zog, stellen dennoch weiterhin seit Jahren kontinuierlich in der Finanzmetropole, ihrer alten Heimat, aus.

Julia Jansen, Bettina Sellmann und Julia Mantel haben sich seit letztem Jahr unter dem Label „Easymagic123“ zusammengeschlossen und werden am Ende der „misstory“-Ausstellung zur Finissage ihren Kunstkatalog präsentieren. Hier gilt ein besonderer Dank den Corona bedingten Neustart-Kultur-Stipendien und der Großzügigkeit des Kulturamtes der Stadt Frankfurt.

Vernissage:

Kunstverein Montez

21. Januar 18h

Ansprache: Mirek Macke

Einführung: Hortense Pisano

Gedichtvortrag: Julia Mantel

Musikalische Begleitung: DJ Core

Ausstellung vom 21. 01.1023- 19.02.2023

Öffnungszeiten: von Di-So 13-18:00

finanzplatz-frankfurt-main.de/942-2

MISSTORY

17. January 2023

MIsstory

MISSTORY
Julia Jansen, Caroline Krause, Julia Mantel, Corinna Mayer und Bettina Sellmann

Ausstellungseröffnung: 21.01.2023 ab 18:00

Ansprache: Mirek Macke

Einführung: Hortense Pisano

Gedichtvortrag: Julia Mantel

Musikalische Begleitung: Dj Cori

Ausstellung vom 21.01.21023-19.02.2023
Öffnungszeiten: von Di -So 13-18:00

Finissage:
18.02.2023 ab 18:00
Lesung: Julia Mantel
Katalogpräsentation: EASYMAGIC123

KVFM – Kunstverein Familie Montez e.V.
Honsellbrücke am Hafenpark
Honsellstraße 7
60314 Frankfurt am Main

Kein Leinen

15. January 2023

Reisende soll man ziehen lassen.
Auch den Tee soll man ziehen lassen.

Am Himmel zieht sich etwas zusammen.
Und wir ziehen zusammen.
Zieht es wo?
Aber zieh nie endlich Leine.

blick zurück, ruckzuck

13. December 2022

& jetzt fallen uns
schon wieder
die jugendlieben ein
wir dürfen sie
zulassen
bzw. nicht mehr
ganz zu
und alle sind
sie vergeben
und haben
vergeben
geben nicht
mehr vor
jemand anders
zu sein.

Grau, aber ohne Grauen

3. December 2022

Bundeswettbewerb “Lyrix” (Deutschlandfunk/ Bundesministerium für Bildung und Forschung) im November:

Mein Gedicht “kriftel/ts an weihnachten, (ohne) grau(en)” wurde ausgewählt, um damit Schüler*innen zu ermutigen, selber ein Poem zu verfassen.

Ich fühle mich sehr geehrt und bin gespannt auf die Ergebnisse!

Kommt bitte relaxt durch die (Vor-)Weihnachtszeit und den grauen Winter!

www.bundeswettbewerb-lyrix.de/lyrix-wettbewerb-10-14-jahre/detail/grau-aber-ohne-grauen-1

Lyrik leben III- Gespräche und Beobachtungen über Poesie von Dinçer Güçyeter

23. August 2022

“ICH HALTE LYRIK FÜR DIE LITERATURGATTUNG DER STUNDE!”

In der dritten Ausgabe unserer Lyrik-Reihe spricht Dinçer Güçyeter, Kopf und Herz des ELIF Verlags und Peter-Huchel-Preisträger 2022, mit der Lyrikerin und Kulturwissenschaftlerin Julia Mantel über die verschlungenen Wege, die sie zur Poesie führten, über das Leiden im Erreichen und das Vertrauen in den eigenen Sprachfluss.

Dinçer Güçyeter: Liebe Julia, wenn ich in deine Lebensgeschichte eintauche, sehe ich große Wellen. Du hast nach deinem Studium der Kulturwissenschaften als Modell gearbeitet. Wie kam es dazu?

Julia Mantel: Eine kurze Zeit habe ich tatsächlich gemodelt, aber ich war dabei nicht sonderlich ambitioniert. Mehr oder weniger als Gag hatte ich nach dem Abi bei einem Model-Wettbewerb mitgemacht und dann gab es eben ein paar Folgeaufträge. Insgesamt kann ich es aber nicht weiterempfehlen. Es ist eine Branche, die meiner Meinung nach, niemandem guttut. Da es so ein oberflächiges, um nicht zu sagen relativ leeres Milieu ist, besteht extrem die Gefahr, sich sehr darin zu verlieren. In dieser (kurzen) Zeit hatte ich mich total von mir selber entfernt. (Ich habe damals auch noch keine Gedichte geschrieben, zum Beispiel.)

Wurde dir dein Job als Model zum Verhängnis? Hattest du das Gefühl, du wirst deswegen als Lyrikerin nicht ernst genommen?

Wie gesagt, war meine Zeit als Model mehr als kurz. Und 2008, als ich meinen ersten Band „new poems“ bei Julietta Fix herausbrachte, hatte ich diese Zeit schon lange hinter mir gelassen.
Julietta Fix hatte mich auch noch nie Face-to-Face gesehen, als sie mich fragte, diesen ersten Band mit ihr zu machen, wir hatten lediglich ein paar Mal telefoniert: Meine Gedichte scheinen also (auch ohne Foto von mir) für sich gesprochen zu haben.

Du bist auch im Bereich “Bildende Künste“ sehr aktiv, was bewegt dich dazu. Fließt deine Lyrik auch in diesen Bereich, kann man auch von einer interdisziplinären Arbeit sprechen?

Ja, man kann tatsächlich von einer interdisziplinären Arbeit sprechen. In meinem Studium der „Angewandten Kulturwissenschaften“in Lüneburg habe ich mich ja hauptsächlich mit Bildender Kunst beschäftigt und plante ursprünglich, Kuratorin zu werden. Mein Interesse ist geblieben, der Austausch mit den Bildenden Künstler*innen auch und irgendwann habe ich dann eben selbst mein Strickzeug in die Hand genommen und bin auf diesem Wege zur Strickkünstlerin geworden. Gerade sitze ich an einem sehr hochwertigen Katalog mit den Malerinnen Bettina Sellmann und Julia Jansen. Darin nehmen unsere Arbeiten aufeinander Bezug. Ich steuere Handstrick und Lyrik bei.

Dein erster Gedichtband “new poems“ ist 2008 erschienen, mit “Wenn Du eigentlich denkst, die Karibik steht Dir“ legst du deinen vierten Gedichtband vor. Was für eine Reise war das und wohin will Julia Mantel mit ihrer Lyrik?

Oh, diese Reise ging sogar relativ schnell um! Generell habe ich in diesen Jahren an meinen Worten, deren Inhalt und an meinem Tonfall gearbeitet. Das Leben und die Informationen prasseln nach wie vor auf mich ein und ab und so schaffe ich es, mich zu konzentrieren, innezuhalten und dann entsteht daraus ein Gedicht. Mein Tonfall hat sich über die Jahre verändert bzw. erweitert und ich glaube und hoffe, er wird immer komplexer.

In deinem Gedicht “schraube ohne fleckensalz” beschreibst du “das Erreichen“ auch als “Leiden“, Was hat Julia Mantel in der Branche am meisten bedrückt?

Ich leide ja gar nicht, hahahaha! Gut, das ist ein bisschen kokett, so etwas zu behaupten: In dem Gedicht „Schraube ohne Fleckensalz“ sind es ja die anderen, die darunter leiden, alles erreicht zu haben und dem aber noch etwas draufsetzen wollen. Solche Menschen kenne ich viele (und die heulen sich dann regelmäßig bei mir aus …) Generell finde ich es nicht die richtige Entwicklung, dass die Menschen noch toller und noch toller werden (sollen). Dann doch lieber ab und zu eine ruhige Teestunde, in der man sich liebe Worte sagt. In der Lyrikbranche oder -szene ist es wie überall: Man trifft auf coole, uneitele Menschen, denen es um die Sache geht und dann eben auch noch auf den ganzen anderen Rest.

In deinen Gedichten lesen wir auch über viele Figuren wie z.B. Handwerker, Bäcker, Fabrikarbeiter. Die Realität der Arbeitswelt, der Arbeiter*innen ist dir sehr nah. Hat es damit zu tun, weil du auch nichts geschenkt bekommen hast?

Keine Ahnung, ob ich nichts geschenkt bekommen habe: Bisher sind ja die Verlage immer auf mich zugekommen, das empfinde ich als großes Privileg und eben schon auch als Geschenk! Ich halte die Arbeiter*innnen so hoch, weil sie vom Aussterben bedroht sind und weil ohne sie gar nichts mehr laufen würde.

Wenn ich unseren Lebensrhythmus beobachte, müsste die Lyrik das populärste Genre in der gegenwärtigen Literatur sein. Wo liegt nach deiner Ansicht die Barrikade, was hält Lyrik auf, ein größeres Publikum zu erreichen?

Ich halte Lyrik auch tatsächlich für die Literaturgattung der Stunde! Es liegt an uns Lyriker*innen, dieses Genre beliebter zu machen. Wir müssen unsere Gedichte einfach unter die Leute bringen, zum Beispiel dadurch, dass wir für sie brennen. Je bekannter wir werden, desto mehr Öffentlichkeit erhalten wir auch in den Mainstream-Medien und desto selbstverständlicher wird es, sich für zeitgenössische Lyrik zu interessieren und welche zu lesen. Es sollte hip werden, zu Geburtstagen und anderen Feierlichkeiten vermehrt Gedichte zu verschenken und regelmäßig auf Lyrik-Veranstaltungen zu gehen. Schüler*innen sollten sich darauf freuen, sie im Unterricht zu lesen und zu interpretieren. Zeitgenössische Poeme sollten zur Allgemeinbildung gehören.

Hat man dir schon mal vorgeworfen, dass deine Lyrik ungeschliffen ist? Wenn ja, ist es eine bewusste Entscheidung, wie viel Kontrolle hast du über deine Texte und wer liest nach deiner Wahrnehmung die Gedichte von Julia Mantel?

Meistens lasse ich alles fließen. Man muss beim Schreiben den Punkt erreichen, dass man sich in die Sprache und den Sprachfluss fallen lassen kann. Irgendwann vertraut man auch immer selbstverständlicher darauf. Meine Gedichte sind nicht wirklich ungeschliffen: bevor sie veröffentlicht werden, wird ja zum Beispiel ein paar Mal auf sie drauf geguckt.
Meine Gedichte sind tatsächlich bei Frauen sehr beliebt, da ich ja auch immer wieder einen sehr feministischen Ton anschlage.

Hattest Du Vorbilder, Lyriker*innen, die Dich begeistert haben?

Mein erster umfassenderer Kontakt zur Lyrik war ein Buch, das mir meine Mutter zu meinem 16. Geburtstag geschenkt hatte: Es handelte sich damals um die Gesammelten Werke von Else Lasker-Schüler. Davon war ich wirklich ziemlich geflasht. Auch ihre Lebensgeschichte hat mich ziemlich umgehauen, als ich mich begann für sie zu interessieren. Allerdings habe ich zu dieser Zeit das Leben dieser Ausnahme-Lyrikerin ziemlich romantisiert: Ihre Beziehung zu Gottfried Benn usw. Sicherlich hat sie in Wahrheit ein super anstrengendes Leben geführt: Sie war ja zum Beispiel chronisch pleite und verarmt, wie in ihren vielen Briefen unschwer nachzulesen ist. Das überstieg als0 doch sehr den Horizont der behüteten Teenagerin aus gutbürgerlichem Hause Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger.

Möchtest du noch den yourbookshop-Leser*innen was sagen?

Wenn man den Wunsch verspürt, sich lyrisch auszudrücken, dann sollte man einfach diesem Impuls folgen und an der Sprache dranbleiben. Sich mit Lyrik zu beschäftigen und welche zu schreiben, macht das Leben definitiv um ein Vielfaches reicher …

Liebe Julia, herzlichen Dank für das Gespräch.

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