5. Juni// “Der Bäcker” in der Tucholskybuchhandlung// Berlin
20. May 2018HERZLICHE EINLADUNG ZUR BUCHPREMIERE
Dienstag, 5. Juni 2018, 20 Uhr
Tucholsky-Buchhandlung
“DER BÄCKER GIBT MIR DAS BROT AUCH SO”
In diesen Tagen erscheint in der EDITION FAUST der dritte Lyrikband der 1974 geborenen Autorin Julia Mantel.
Rund sechzig Gedichte fanden Eingang in das mit einem Nachwort von Martin Wimmer ausgestattete Buch.
Sebastian Zabel, Chefredakteur vom ROLLING-STONE-MAGAZIN, moderiert die Lesung und spricht mit der Autorin.
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Tucholsky-Buchhandlung
Tucholskystr. 47
10117 Berlin
030-27577663
Erscheinungsdatum: 24.05.2018/////
6. May 2018not new (york)
28. March 2018der der dich verletzt
kann dich nicht trösten
& höflichkeit bringt uns
hier nicht weiter
immer noch hast du
mehr freunde als feinde
& die autos hupen verlässlich
auf deinem langen weg
nach mitte.
nachbarschaftsmonster
26. March 2018lass mich in ruhe oder von nun an in deiner
erinnerung kleben bleiben, heute sieht dein gesicht
wieder so angestrengt aus, guckst nach
oben & nach unten, duckst dich, verziehst
keine miene, obwohl loriot dich bittet
deine maske abzunehmen, was schwierig ist,
weil das business wartet und dir mit
gesichtsverlust droht & du pfeifst zur
ablenkung schnell jemandem hinterher, hältst
dir zeitgleich die ohren zu, weil du
dir selber peinlich geworden bist.
mutterkreuz & manschetten
15. March 2018& wiedermal musstest du dran glauben
tell me the way to the next mutterkreuz
die geister, die ich rief, rief ich schon viel zu lange
doch: ich gebe ihnen mein ehrenwort bezüglich authentizität
& der träne im knopfloch
davor habe ich nämlich echt manschetten.
Debatte zu Tafeln und Armut
13. March 2018Olaf Scholz weist Spahns Hartz-IV-Äußerungen zurück
Hartz IV bedeute keine Armut, sagt der künftige Gesundheitsminister Jens Spahn. Grüne und Linke werfen ihm Arroganz vor – sogar der Koalitionspartner SPD distanziert sich.
Kurz vor dem Start der neuen Bundesregierung hat der kommissarische SPD-Chef Olaf Scholz die Hartz-IV-Äußerungen des designierten Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) zurückgewiesen. „Wir haben andere Vorstellungen und das weiß auch jeder“, sagte Scholz den ARD-„Tagesthemen“ am Montagabend. Er glaube, „Herr Spahn bedauert ein wenig, was er gesagt hat“.
Zuvor hatten Linke und Grüne dem künftigen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Arroganz und Überheblichkeit vorgeworfen. Zu Spahns Äußerungen, wonach Hartz IV nicht gleichbedeutend mit Armut sei, sagte Grünen-Chef Robert Habeck der „Bild“-Zeitung: „Kinder- und Altersarmut, Demütigungen und Existenzängste sind real - oft nicht trotz, sondern wegen Hartz IV.“ Deutschland benötige mehr „Würde und Anerkennung und ein Sozialsystem, das Teilhabe garantiert.“ Spahns Aussagen seien „überheblich“.
Angesichts der Diskussion um den Aufnahmestopp für Ausländer bei der Essener Tafel hatte Spahn erklärt: „Niemand müsste in Deutschland hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe.“ Deutschland habe „eines der besten Sozialsysteme der Welt“. Mit Hartz IV habe „jeder das, was er zum Leben braucht“. Der Funke Mediengruppe hatte der CDU-Politiker zudem gesagt, Hartz IV bedeute nicht Armut, sondern sei die Antwort der Solidargemeinschaft auf Armut. Er fügte hinzu: „Mehr wäre immer besser, aber wir dürfen nicht vergessen, dass andere über ihre Steuern diese Leistungen bezahlen.“
Auch SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil widersprach Spahn. “Es gibt einfach Bereiche, wo wir sehen: Trotz Hartz IV geht es den Menschen nicht gut und da wollen wir ran”, sagte Klingbeil im ZDF-”Morgenmagazin”. Dies spiegele sich auch im Koalitionsvertrag wider, in dem Maßnahmen gegen Kinder- und Altersarmut vereinbart worden seien.
Viele Alleinerziehende und Alte auf Tafeln angewiesen
Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht kritisierte „arrogante Belehrungen“ des künftigen Gesundheitsministers. „Hartz IV mutet Eltern zu, ihre Kinder für 2,70 Euro am Tag zu ernähren“, sagte sie der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Wenn gutverdienende Politiker wie Herr Spahn meinen, das sei keine Armut, sollten sie sich vielleicht mal mit einer Mutter unterhalten, die unter solchen Bedingungen ihr Kind großziehen muss.“
Die Fraktionsvorsitzende kritisierte außerdem, dass immer mehr ältere Menschen, die in ihrem Leben hart gearbeitet hätten, und viele Alleinerziehende heute auf die Hilfe der Tafeln angewiesen seien. Dies sei ein Armutszeugnis für Deutschland und ein Beleg dafür, dass der Sozialstaat nicht mehr funktioniere.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sagte der „Bild“-Zeitung, Hartz IV bedeute nicht unbedingt, von Armut bedroht zu sein. „Aber viele Menschen, die Hartz beziehen, fehlt die soziale und gesellschaftliche Teilhabe.“ (epd, AFP)
Tafeln in Deutschland – Offenbarungseid des Sozialstaats?
1. March 2018Podcast des Deutschlandfunks
Seit der Entscheidung der Essener Tafel, in Zukunft nur noch Deutsche neu in die Liste der Hilfsbedürftigen aufzunehmen, wird heftig diskutiert: Ist diese Entscheidung richtig?
Sie hat für eine riesige Empörung gesorgt: Die Entscheidung der Essener Tafel, bis auf weiteres nur noch Bedürftige mit deutschem Pass neu in die Kartei aufzunehmen – weil der Anteil der Ausländer auf 75 % gestiegen sei, und sich die deutsche Oma nicht mehr zur Tafel traue. Gestern haben die Verantwortlichen entschieden: Es soll einen Runden Tisch geben – bis dahin aber soll die Regel weitergelten.
Weshalb aber haben die Tafeln in Deutschland überhaupt eine solche Bedeutung? Zieht sich da der Sozialstaat nicht aus einer ureigenen Aufgabe zurück?
Für Dorothea Siems von der Tageszeitung “Die Welt” ist das Problem komplexer.
DER BÄCKER GIBT MIR DAS BROT AUCH SO
13. February 2018»Bei Julia Mantel geht es ums echte Leben – jung, großstädtisch, aber nie großspurig, dafür mit klarem Bewusstsein von Hartz IV und Krankenkassenzuschüssen«
»Rund sechzig Gedichte mit dem typischen, ganz eigenen ›Mantel-Ton‹: Der erste Gedichtzyklus in diesem Band widmet sich der Spannung von Ökonomie und Körper. Ich kenne kein anderes Buch, das so gnadenlos die Folgen der wirtschaftlich prekären Situation starker Frauen auf ihr (Beziehungs-)Leben enthüllt. Im zweiten Zyklus rollt die Münze auf der Kante durch die Städte der Republik, es geht bergauf, es geht bergab. Im dritten Zyklus wird durchgespielt, wenn Zahl fällt: Gewinnt das männliche Prinzip, ist die Liebe tot. Der vierte Zyklus gibt Hoffnung: Kopf, es gibt also auch ein gelingendes Leben in entfremdeten Strukturen für eine Frau, die weiß, was ihr wichtig ist.« Martin Wimmer
erscheint im Mai 2018
editionfaust.de/produkt/der-baecker-gibt-mir-das-brot-auch-so
Wohnungslosigkeit in Berlin erreicht die Mittelschicht
13. January 2018Bis vor kurzem war Obdachlosigkeit in Berlin ein Randphänomen. Heute sind ganze Familien betroffen. Und es wird immer schlimmer.
Berlin. Morgens um sieben ist die Welt nicht in Ordnung. An der Tür der Notunterkunft für wohnungslose Familien in Berlin klingelt ein Paar mit drei Kindern, alle sind durchgefroren. Jemand hat ihnen diese Adresse in Kreuzberg in die Hand gedrückt. Sie haben großes Glück, ein Zimmer ist frei. Die Notunterkunft ist ein Rettungsanker für Familien, die letzte Stufe vor der Obdachlosigkeit. Sie kommen nach Zwangsräumungen oder nach der gescheiterten Suche nach einem besseren Leben in der deutschen Hauptstadt. Neu ist, dass die Notunterkunft fast jeden Tag belegt ist. Seit September gibt es 30 Plätze, und auch sie reichen schon nicht mehr aus.
Sozialarbeiterin Viola Schröder hat in kurzer Zeit erlebt, wie ein Berliner Randphänomen zu einem Problem wurde: Familien ohne Wohnung. Vor kurzem stand ein Vater mit Beamtenjob in ihrem Büro. Scheidung, Schulden, keine Bleibe. Sie konnte ihn und seine Kinder nicht aufnehmen. “Wir müssen 20 bis 30 Familien pro Monat ablehnen”, sagt sie. “Wir sind voll.” Und dann sagt sie noch etwas. “Bei uns geht es nicht allein um Roma-Familien. Das Problem ist in der deutschen Mittelschicht angekommen.”
Zahl der Menschen ohne Bleibe könnte auf 50.000 steigen
Rund 30.000 Menschen ohne Bleibe haben die Berliner Behörden im Jahr 2016 untergebracht, in Notunterkünften, Heimen oder Hostels, fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Wer bei Freunden auf dem Sofa schläft oder auf der Straße lebt, wird dabei noch nicht einmal erfasst.
Für 2017 schätzt Berlins Sozial-Staatssekretär Alexander Fischer (Linke) die Zahl bereits auf 50.000 oder mehr. Darunter sind auch anerkannte Flüchtlinge und Gestrandete aus EU-Ländern. Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) redet das Problem nicht schön. “Wir stehen mit dem Rücken zur Wand”, sagt sie. Was Wohnungen betreffe, gebe es mehr Verteilungskämpfe als früher. “Es trifft vor allem einkommensschwache Gruppen, aber auch schon Teile der Mittelschicht.” Und zu lange sei nichts passiert.
Berlin ist da angekommen, wo München, Frankfurt, Köln oder Hamburg schon sind. Nach einer Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe könnte die Zahl der Menschen ohne feste Bleibe und Mietvertrag in Deutschland in diesem Jahr auf 1,2 Millionen steigen. 2016 waren es geschätzte 860.000, darunter auch 32.000 Kinder und Jugendliche, deren Eltern keine Wohnung mehr hatten. Nur ein kleiner Teil lebt obdachlos auf der Straße. Die meisten kommen unter, auch in kommunalen Heimen. Es trifft mehr Frauen als früher, mehr Jüngere oder Ältere, mehr Behinderte und nicht nur Singles.
Eine säumige Miete reicht, um auf der Straße zu sitzen
In Berlin bündelt sich die Misere gerade wie in einem Brennglas. In der zentralen Beratungsstelle der Caritas für Menschen in Wohnungsnot gibt es nichts, was es nicht gibt. “Alle Altersklassen, alle Bildungsschichten”, sagt Sozialarbeiterin Elfriede Brüning. “Und den meisten Menschen sieht man nicht an, dass sie bei Freunden auf dem Sofa schlafen, bei der Oma oder in einer Notunterkunft.”
Berlin ist eine Mieterstadt. Die Eigentumsquote liegt bei rund 15 Prozent. In anderen deutschen Großstädten sind es ein Viertel oder mehr. Wird auf dem Wohnungsmarkt nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage spekuliert, trifft das die Hauptstadt bis ins Mark. Beim Berliner Mieterverein konstatiert Geschäftsführer Reiner Wild, dass Vermieter bei Mietrückständen heute gleich doppelt kündigen - fristlos und fristgemäß nach drei Monaten. Mit diesem Kniff könne ein Mieter seine Wohnung nicht behalten, selbst wenn er Mietschulden nachzahle, sagt er. Was reicht, um rauszufliegen? “Eine säumige Miete”, sagt Wild. Die Tendenz, Menschen vor die Tür zu setzen, um die Wohnung teurer neu zu vermieten, nennt er in Berlin “sehr stark”.
Für Barbara Eschen, Direktorin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg und Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz, ist Wohnen ein Menschenrecht. Doch im Moment erlebt sie, wie auch der Diakonie auf dem freien Wohnungsmarkt ihre angemieteten Wohnungen für Bedürftige gekündigt werden. Lange akzeptierten Vermieter eine schwierigere Klientel, wenn dafür die Miete regelmäßig überwiesen wurde. Inzwischen können sie bei Neuvermietung deutlich mehr Geld machen, die Bewerber überbieten sich. “In Berlin ist das ganze Hilfesystem verstopft. Bis hin zum Frauenhaus”, bilanziert Eschen.
Bei Wohnungsnotstand weite sich das Risiko auf breitere Bevölkerungsschichten aus. “Es ragt heute mehr in die Mittelschicht hinein als früher”, ergänzt Eschen. “Für mich ist Obdachlosigkeit bei Familien ein neueres Phänomen. Das hat ganz viel mit dem Verdrängungswettbewerb auf dem Wohnungsmarkt zu tun.” Für sie ist das A und O, dass preiswerter Wohnraum geschaffen und erhalten werden muss.
Immer mehr Paare mit Kindern ohne Wohnung
Es passiert gerade etwas. Der Berliner Senat hat die Mittel für Wohnungslose 2018 von 4,2 auf 8,1 Millionen Euro aufgestockt. Davon sollen zum Beispiel mehr Notübernachtungsplätze für Frauen und Familien entstehen. Auch der Spielraum bei der Übernahme von Mieten ist seit Januar größer. Die Wohlfahrtsverbände bleiben kritisch. “Ich weiß nicht, ob das schon reicht, was jetzt gerade passiert”, sagt Barbara Eschen.
Anders als die Sozialverwaltung hat Elfriede Brüning in der Moabiter Wohnungslosenhilfe detaillierte Zahlen über Entwicklungen. 3200 Menschen suchten 2017 allein bei der Caritas Hilfe. In zehn Jahren hat sich die Zahl der Klienten damit verdoppelt, mit spürbaren Verschiebungen: 2007 hatten nur fünf Prozent der Besucher einen Job mit Einkommen, heute sind es 15 Prozent. Damals kamen zu drei Vierteln Deutsche und zu einem Viertel Migranten. Heute liegt das Verhältnis bei 55 zu 45 Prozent. Und sechs Prozent aller Hilfesuchenden waren 2017 Paare mit Kindern. Das ist der höchste Wert in zehn Jahren.