Archiv der Kategorie 'Schreiben'

holunderground

Tuesday, den 22. November 2005

hadayatullah hübsch, einigen sicherlich bekannt durch seine jahrzehntelange schriftstellerische arbeit, nicht nur zum thema der muslime, bringt ein paar mal im jahr ein fanzine raus, das HOLUNDERGROUND heisst.
das nächste heft erscheint im frühjahr und von mir werden einige gedichte dabei sein.

das leben ist wundervoll, wenn immer wieder etwas passiert, das einen freut.
wer hat da noch angst vorm dunklen winter.

Mainzer Literaturtelefon

Saturday, den 29. October 2005

noch bis zum 8. november kann, wer möchte, ein paar meiner gedichte

unter

06131-693944

durch das telefon anhören.

mein heimliches auge

Monday, den 24. October 2005

hurra, hurra, claudia gehrke hat eine softporno-geschichte von mir abgedruckt!
nicht die schlechteste reputation.
ausserdem- und in diesem zusammenhang sehr passend- ist mein doppelbett wieder eingetroffen, ich kann also wieder auf der strickmaschine arbeiten.

ALLES IST ECHT

Thursday, den 29. September 2005

Der Wecker klingelt und niemand kann sich mehr dagegen wehren. Roter Punkt oben, roter Punkt unten. Off and on. Die Zeiger kreisen weiter, ticken verlässlich und rhythmisch. Uns wird nichts geschenkt, draußen kräht der Hahn schon viel zu lange, - Folter für die anderen.
Am Rande der Badewanne lachen mich die Sonderangebote an. Die roten Preisschilder verlieren langsam ihre Farbe: Efeu-Gel für 2, 95 auf der einen Seite, Lipide mit Meersalz, Lipide mit Kokosnussöl auf der anderen Seite, Vitamin E für die straffe Haut, Peeling wegen der abgestorbenen Fetzen, jetzt der Duschkopf über meinem Kopf, der Strahl in meinem Gesicht, meine Hand schützend um meinen Busen.
Der Hahn, der kräht wohl immer noch.
Inzwischen bekleidet gehe ich nach draußen auf den Hof und will eine rauchen.
Im Raucherzimmer treffe ich auf meine Lieblingsverkäuferin, eine Griechin: zweimal geschieden, zwei Söhne und seit geraumer Zeit mit einem türkischen, wenn auch verheirateten Liebhaber gesegnet.
Wir blasen Kringel in die Luft. Sie raucht R1- viel zu leicht für mich.
Ich halte mich an meiner Gauloises fest und höre ihren Geschichten zu.
„Er schläft nicht mehr mit seiner Frau“, sagt sie relativ distanziert zwischen Fleischtheke und Petersilien sortieren, „aber unser Sex wird immer besser. Neulich hatte ich sie am Apparat, aus Versehen. Ob sie etwas ahnt?“
Ich atme erstmal aus.
Da sind sie also die Geschichten auf die niemand eine RTL-Kamera hält. Und ich erfahre sie nun ohne Werbeunterbrechung, irgendwelchen komischen Jingles zwischendurch und Satelittenschüsseln auf dem porösen Dach.
Sie sieht mich fragend an. Ihre schwarzen langen Locken umrahmen ihr stark geschminktes Gesicht. Die 5-Minuten-Pause der Verkäuferin ist zu Ende gegangen. Sie lässt mich mit ihrer Geschichte allein. Ich kann auch schweigen.

Die weiteren Stunden ziehen an diesem nichtsnutzigen Tag vorbei und meine Haare trocken dabei nur langsam. Auf den ausrangierten Traktoren kurz vor dem hofinternen Büro sitzen zwei Kinder und spielen Bauernhof.
Edgar Reitz fällt mir plötzlich ein. Karl mag den so.
Ich spiele nicht. Alles ist echt.

saupe

Thursday, den 29. September 2005

Saupe ging in seiner kleinen Wohnung auf und ab. Gerade hatte er sie gewienert bis ins Detail, alle Stühle hochgestellt, die Teppichflicken an die Seite gerollt, hin- und her geputzt, die Ecken von Spinnweben befreit und anschließend den braunen Inhalt des Eimers in den Gulli auf dem Hof entleert, den Lappen darüber ausgewrungen.
Jetzt glänzten die wenigen Quadratmeter, die er zur Miete wohnte unter den ersten Strahlen des Sonnenuntergangs, die zum kleinen Fenster reinschienen.
Saupe schnaufte. Eines der T-shirts, die er jeden Tag trug, bei Sonne, bei Regen, bei Schnee, zeigte Spuren seines Einsatzes: unter den Achseln färbten sich die Ränder dunkel.
Er war glücklich. Er könnte einen Baum umarmen oder irgendetwas ähnliches.
Von draußen hörte er leise das Gackern der Hühner in den Legebatterien. Über 19.000 waren es insgesamt. Hier hatte es ihn hinverschlagen und es war nicht leicht gewesen, diese Stelle zu finden. Drüben war rein gar nichts zu bekommen.
Seine Frau gehörte zu den Privilegierteren. Sie war Chefin eines Supermarktes in einem Vorort von Leipzig. Für ihn gab es keinen Platz. Als gelernter Schlosser hatte er zu DDR-Zeiten immer Arbeit gehabt. Nach der Wende hatte sich so vieles geändert und ihn und seine T-shirts wollte niemand mehr einstellen.
Saupe schnaufte. Wie die Zeit verging. Jetzt war schon wieder fast Herbst.
In ein paar Monaten würde seine Frau schon wieder Weihnachtsbäume verkaufen,. Am Eingang des Supermarktes würde sie sie platzieren, gleich neben den Einkaufswagen.
Er musste lachen. Dieses Geräusch, wenn sich Wagen in Wagen schob oder wenn man eine Münze oben in die Öffnung steckte, wie es seit ein paar Jahren vorgesehen war und irgendwo dazwischen seine Frau in weissem Kittel mit einer Plakette drangesteckt-die Sicherheitsnadel musste beim Waschen des Kittels immer entfernt werden und seine Frau strich, während der eine Kittel schon in der Waschmaschine trommelte, immer über die „Einstichlöcher“ des zweiten Kittels, damit nichts ausfranste.
Seine Frau. Seine resolute Frau. 27 Jahre waren sie jetzt schon verheiratet und zum Kinderkriegen war keine Zeit gewesen. So kam es ihm zumindest vor.
Er roch an seiner Bettdecke, während die Sonnenstrahlen sich immer dunkelroter färbten.
Seine Frau. Ihr Kittel, so weiß wie diese Bettdecke, an der er gerade roch. Ihr großer Busen voller Sommersprossen. Ihr krauses Haar, das inzwischen von einigen grauen Strähnen durchzogen war. Ihr Gesicht. Zu Hause war sie immer ungeschminkt. Ihre sächsische Sprache. Am Feierabend massierte er oft ihren Rücken oder ihre Füße. Sie war meist müde von der Arbeit und den Jogging-Touren durch den großen Supermarkt. Ihre Stimme war dann oft rauh und man konnte ihren Atem hören. Sie zwei hatten es sich gemütlich gemacht.
Ob er sie anrufen sollte? Was sollte er sagen? Ich komme auch ohne dich zurecht? Mein T-shirt muss gewaschen werden? Ich weiß nicht, was das genau bedeuten soll „sich vermissen.“?
Er zog die Bettdecke noch fester zu sich. Seine Frau hatte eigentlich immer einen Rat parat.
So leicht war sie nicht unterzukriegen.
Wenn sie lachte, und das tat sie immer ziemlich laut, wackelte dabei ihr Busen.
Als sie sich Ende der Sechziger kennenlernten, waren seine Freunde damals neidisch gewesen auf eine Frau mit so großem Busen.
Jetzt hatte sie, wie gesagt, oft Rückenschmerzen.
Sollte er sie anrufen? Die ostdeutsche lange Vorwahl und die drei Zahlen danach konnte er seit Jahrzehnten auswendig. Er würde ihr zu Weihnachten Nudeln mitbringen. Nudeln vom Hof und er könnte dann stolz sagen, dass er sie selber gemacht hätte.
Drei Päckchen Nudeln und ein Glas teure Pesto, das reichte ihm und ihr und damit marschierte er immer im T-shirt rauf und runter im ICE von Frankfurt nach Leipzig. Er war ein schnelles Tempo gewohnt. Er war kein Zögerer. Seine Bewegeungen waren zackig, ohne hastig zu sein, eher schon kernig. Er rauchte F6.
Seit er hier arbeitete, waren seine Oberarme muskulöser geworden.
Das hatte sogar seine Frau bemerkt.

rein, mein.

Thursday, den 29. September 2005

8.48 uhr. jeden morgen um 8.48 muss ich das haus verlassen. meine morgenzigarette auf der loccia glüht noch in der hand.
k. und ich traben zur s-bahn, nebeneinander und grüßen die dorfbewohner, ich kenne sie inzwischen beim namen ohne jemals mit ihnen ein wort gewechselt zu haben: „ der fitze karl“ und andere gestalten, der regisseur hat sie gut plaziert und trainiert, jeden morgen die selben schauspielerischen gesten: der eine fegt die straße, die andere lehnt ihre bettwäsche aus dem fenster, wieder eine andere betreut die blumenkästen, jemand hastet mit aktenkoffer zum bahnhof…wir beide engumschlungen dürfen jeden morgen dabei zuschauen.

in der bahn falten wir unsere tages- oder wochenzeitung auseinander, ich mache k. komplimente und geschlechterspezifisch schnappe ich mir das feulliton, während k. sich für „technik und motor“ interessiert bzw. beruhigenderweise für den wirtschaftsteil, dann muss ich mir das nicht geben.

am westbahnhof verlasse ich die zweisamkeit, bestelle mir einen milchkaffee im becher, atme das brot, die brötchen, frischgebacken, milchkaffee kommt, ist beinahe zu heiß beim anfassen, ich setze mich hin, zehn minuten habe ich noch, trinke den schaum zuerst, rauche, freue mich am leben, ein paar medienabziehbilder am tisch daneben, irgendwas zwischen britney spears und cristina aguliera wird da versucht zu imitieren, freue mich an meinen eigenen gedanken.

bad homburg wartet und mein büro, mein kellerloch, mein archiv, meine manuelle tätigkeit, jochen aus dem pott, bei dem ich in der mittagspause mails checken kann, jockelchen mit seiner magenkranken, lustigen frau zu hause, kerstin, die alleinerziehende mutter, die sich für double-bind-kommunikation interessiert, herr sack, der verantwortungsbewußte, der erdige herr bär, seit jahrzehnten kinderlos verheiratet und ebenfalls aus der wetterau kommend, die junge sekretärin sabrina, deren unterwäsche immer ein bisschen rausguckt, wenn man genau hinguckt und zu guter letzt herr schmidt, der einzige bild-zeitungsleser im büro, der fürs kaffeekochen und aktenschleppen eingestellt wurde und der mich regelmäßig unten besucht zwischen scanner, akten von 1982-1992, meinen tranceanfällen, scherenschnittversuchen, essen in tupperware, besen und schaufel und zigarettenpausen.

beim arbeiten lasse ich meinen gedanken freien lauf, schiebe worte im kopf hin und her und dann habe ich endlich was und bin stolz druff:

seit jahren schon

ich bin
dein

spätzünder

ehrgeizig
bringe ich
licht
in die nacht

die absätze meiner schuhe
auf dem teppich
vor dem bett:
dein sprungbrett

und dem kalender
reißen
wir die blütenblätter
aus-

eins nach dem anderen

seit jahren schon.

mittagspause im garten des büros. theo und jochen reden über alternative energienutzung und dass atomkraft negativer- und absurderweise wieder so „gehypt“ wird, sogar der neutral- bis einigermaßen linke „stern“ hatte sie als propaganda anscheinend wieder auf dem titelblatt. ist mir informationssüchtigen komischerweise entgangen. die beiden schütteln den kopf, ich gebe mein „achziger-jahre-atomkraft-nein-danke-friedensbewegung-wissen“ zum besten.
dann geht es um china, um den dortigen boom und welche globale katastrophe es auslösen würde/wird, hätte jeder chinese (lust auf) ein auto angesichts des endlichen ölvorrats und theo sagt, dass das die ökolinken vor zwanzig jahren schon prophezeit und davor gewarnt hatten.
herr wittig, unser chef, ist in urlaub. keine ahnung, was der dazu gesagt hätte, er ist bei den freien wählern aktiv.

um 15.26 verlasse ich das büro und fahre nach höchst zum arzt. AKTensortTIERen ade!

werde heute ausnahmsweise mal nicht meine schwester in ihrem süßen fachwerkhäuschen besuchen, keine „amerikanischen-verhältnisse“-diskussionen bei gutem essen zwischen verwinkelten gässchen und türkischer friseuse gegenüber, die immer einen termin frei hat, führen, sondern freue mich auf den restlichen tag, an der hfg sind diplompräsentationen, bin lose mit a. verbredet, freue mich auf t.

fahre zuerst an die konstablerwache, sehe k. vor dem bildschirm, atme durch über den dächern von frankfurt, bin etwas am rotieren, alex hat mir gemailt, sie will mich unbedingt noch vor ihrem liebesurlaub sehen, ich soll nach der hfg zu ihr nach brehmthal fahren, sie ist froh eine solche freundin zu haben wie mich, hat sie betont und in mir festigt sich die zuversicht: niemand von uns wird untergehen.
k. ist beschäftigt, ich schlendere noch ein bisschen über die zeil, an straßenmusikern vorbei, durch die billigläden, schlürfe die schaufenster, beobachte das treiben, schminke mich für mau irgendwo in einer kosmetikabteilung und will was erleben, was explizit frankfurterisches, das hatte ich so versprochen und merke bei mir, die hast ist weg, ich bin angekommen im rhein-main-gebiet, rein, mein, mein, rein, dieses harte frankfurt hier, in dem das geld fließt und damit eine dynamik entfesselt, weil man so extrem auf sich selber zurückgeworfen wird in dieser zu entdeckenden, relativ spröden stadt, die sich mir immer wieder so gespalten präsentiert: banker-szene, kunst-szene, anti-fa-szene, junkie-szene. keiner will so richtig was mit dem anderen zu tun haben. schade. in hamburg war das durchmischter.
sollen sich die verhungernden in berlin vor hipness auf die füße treten, ausser atem sein vor „sich-grüßen-müssen“, weil sie sich als flüchtlingskinder schon so lange kennen!
ich bleibe.

fahre dann nach offenbach. treffe als erstes auf heiner blum. wir unterhalten uns über durs grünbein, den heiner noch aus dessen hageren zeiten am prenzlauer berg kennt und der ja inzwischen total „established“ ist und dann kommt ein potentiell establishter hinzu zu unserem aufstrebendem gespräch, daniel h., der jetzt das nächste red-hot-chili-peppers-cover macht und ich denke bei mir…wie komisch ist die zeit von 20 bis 30, wo dinge plötzlich so erreichbar werden und damit ihre aufregung verlieren.
erinnere mich daran, dass ´94 sebi mal die chilli-peppers in l. a. interviewt hat als titel-story und ich so stolz darauf war, dass er mir den artikel gewidmet hatte.
„alles war schon mal da, nur du bist neu“ hatte er für mich drübergeschrieben und jetzt erst scheine ich zu verstehen, was er damit meinte. man schlägt einen weg ein (komische formulierung übrigens, den weg einschlagen, man kann vielleicht eine tür einschlagen, aber den weg?) und irgendwann zahlt sich die anstrengung aus, das viele zweifeln, das andocken mit anderen oder auch die abgrenzung. nun gut, red hot chilli peppers als referenz, da wird es einfacher, eine familie zu ernähren.

lasse heiner hinter mir, kaufe mir ein bier, über umwegen komme ich schließlich zum top-sommer von t., vermisse a. und trinke zu chris issak erdbeerbowle, schaue mir den katalog an, denke mir, der gehört doch zumindest in den ersten vier seiten der „brigitte“ promotet und mir fällt ein, dass die deutsche marie-claire, allegra und sogar „the face“ pleite gegangen sind.
konsumwissenterror. ich lese den aufrüstungsscheiß schon lange nicht mehr.

umarmungen hin, umarmungen her, (habe mich sehr für t.´s diplomerfolg gefreut) ich schnappe meine tasche und nehme den letzten zug in den taunus. wie schön ist es doch, wenn man sich schon so lange begleitet.
einen tag urlaub. einen tag unter frauen, gut frühstücken, gemeinsam nägel lackieren, sich über alte fotoalben beugen und sich anlachen: wir sind nicht die türken von morgen , wir sind die modernen waschweiber von heute! die emotionale intelligenz von frauen gründet sich darin, dass sie meistens keine tabu-themen voreinander haben.
alex holt mich mitten in der dunklen nacht mit ihrem auto vom bahnhof ab.
gut wieder hier zu sein. rein-mein.

mein: rein. oder auch: willkommen zu hause, es war ´ne lange, lange reise.

lesung

Friday, den 16. September 2005

LANGE NACHT DER MUSEN

am 23. september
ab 23h
im literaturhaus darmstadt (casinostr. 3)

ich häng´ gern ab

Friday, den 16. September 2005

Abhängen
cooles Wort
zum Beispiel
Deine Photos

abhängen.

Was alle sagen habe ich vergessen

Friday, den 16. September 2005

Was
alle
sagen

habe
ich
vergessen.

ein Wort

Du

ein Lachen

Ich muß auf die Toilette.

zurück

welcome back (mit offenen Armen)

Du

Dein Lachen

unser Kuß

für immer jetzt

kein Wort zuviel.

zwischen zeilen und zigaretten

Friday, den 16. September 2005

wenn zwischen den
zeilen und den zigaretten
etwas übrigbleibt

für dich und mich

dann

bis ans ende der welt.