Monatsarchiv für December 2017

Mietexplosion in den Städten: Selbst Besserverdienende geraten unter Druck

Wednesday, den 13. December 2017

Bezahlbarer Wohnraum in den Innenstädten wird knapp. Ein Gegenmittel: mehr sozialer Wohnungsbau. Der Mittelschicht hilft das allerdings nicht. Auch Krankenschwestern und Feuerwehrleute fänden immer schwerer Wohnungen, warnt die Soziologin Christine Hannemann. Sogar Besserverdienende seien inzwischen betroffen.

Berlin, München oder das Rhein-Main-Gebiet – in einigen deutschen Städten und Regionen sind die Mietpreise in den vergangenen Jahren förmlich explodiert. Die Politik will gegensteuern: mit mehr sozialem Wohnungsbau. Doch wo bleibt dabei die Mittelschicht, die einerseits keinen Anspruch auf eine Sozialwohnung hat, die aber auf der anderen Seite auch nicht beliebig hohe Mietsteigerungen verkraften kann?

“Denken Sie an Krankenschwestern, denken Sie an Feuerwehrleute, also an alle, die eigentlich so ein Stadtleben auch erstmal möglich machen – die finden zunehmend keinen Wohnraum”, sagt die Soziologin Christine Hannemann, Leiterin des Bereichs Architektur- und Wohnsoziologie am Institut für Wohnen und Entwerfen der Universität Stuttgart. “Es ist auch ein Problem, das inzwischen selbst Besserverdienende erreicht hat, weil die Mietpreise von Wohnungen so stark gestiegen sind, dass sich eben wirklich nur noch sehr gut Verdienende innerstädtische Mietwohnungen oder überhaupt Eigentumswohnungen leisten können.”

“Wir wollen keine Verhältnisse wie in Brasilien”

Durch eine Verdrängung der Mittelschicht aus den Innenstädten würden sich die Städte in eine Richtung entwickeln, die nicht mehr unserer Vorstellung von Stadt entspricht, warnt Hannemann. “Weil, wir gehen davon aus, dass wir keine sozial segregierten Gebiete haben. Wir wollen keine Verhältnisse wie in Brasilien. Wir wollen nicht, dass wie in London sich nur noch die ganz Armen und die Reichen das Stadt-Wohnen leisten können.”

Dass inzwischen auch in Deutschland eine Verdrängung der Mittelschicht aus den Innenstädten drohe, hat laut der Wohnsoziologin auch mit der Situation der Kommunalverwaltungen zu tun. Zum einen gebe es in den Kommunen immer weniger Fachpersonal: “Die Verwaltung ist enorm ausgedünnt worden.”

Zum anderen liegt es Hannemann zufolge an der Verwaltungsstruktur: So seien sowohl Stadtplanung als auch Wohnungswesen für Wohnungen zuständig, zumindest in einem Teil der Kommunen seien diese Bereiche aber getrennt: “Also, in Stuttgart zum Beispiel ist die Stadtplanung eine eigene Abteilung, und das Wohnungswesen untersteht dem Finanzsenator”, sagt Hannemann. “Und dann sieht man auch schon, dass die Interessen unter Umständen sehr verschieden liegen. Also, es ist eigentlich auch ein strukturelles und ich finde, auch ein Personalproblem.”

www.deutschlandfunkkultur.de/mietexplosion-in-den-staedten-selbst-besserverdienende.1008.de.html?dram:article_id=402980

Poesieabend Ende Januar in der Brotfabrik/ Berlin

Tuesday, den 5. December 2017

Freitag 26.01.2018 • 19.30 Uhr • Neuer Salon

»Beständig unbeständig« – Musikalische Lesung mit Julia Mantel, Lutz Steinbrück und Bastian Winkler

Julia Mantel, Lutz Steinbrück und Bastian Winkler treffen sich an diesem Abend in der Brotfabrik und präsentieren Poesie mit Tiefgang, Witz und Absurdität. Ihre Texte fußen in Alltags- und Beziehungsgeflechten, suchen schräge Perspektiven, ohne diese zu erzwingen. Alle drei überführen solche Suchbewegungen in ihren Gedichten gekonnt auf je ganz eigene Weisen in zum Widerspruch herausfordernde, klare wie anschlussfähige Bilder und Aussagen. Unruhe, Getriebenheit und schnelllebige Wechsel prägen das Programm dieser Texte – als Zeichen am Puls ihrer Zeit. Lutz Steinbrück begleitet die Gedichte mit aktuellen Songs.

Julia Mantel (*1974), Studium der angewandten Kulturwissenschaften in Lüneburg. Seit 2000 Publikationen in zahlreichen Anthologien. Lebt als Autorin, Sprecherin und Strickkünstlerin in Frankfurt am Main. Sie veröffentlichte die Lyrikbände »new poems« (Verlag im Proberaum, 2008) und »dreh mich nicht um« (Fixpoetry, 2011), im Frühjahr 2018 erscheint »Der Bäcker gibt mir das Brot auch so« in der Edition Faust.

Lutz Steinbrück (*1972) sieht, umtönt und durchdrungen von lautstarken Behauptungen, die es täglich zu entdecken und abzustreifen gilt, seine Gedichte als individualistischen Ausdruck von Selbstvergewisserung und erfindet Fluchtmöglichkeiten aus einer weltlichen Anstalt. Geboren in Bremen, lebt er mittlerweile in Berlin als Autor, Journalist und Musiker der Band »neustadt«. Momentan arbeitet er am ersten Soloalbum, dessen Songs unironische Intimitäten nicht scheuen. Er veröffentlichte die Gedichtbände »Fluchtpunkt: Perspektiven« (Lunardi Verlag, 2008) und »Blickdicht« (Verlagshaus Berlin, 2011).

Bastian Winkler (*1977) dichtet sich frei von schlechter Atmosphäre, sucht das Weite durch Ahnenflucht, steigt nicht ins Auto von Vertrauten und fährt 0,5-herzig den Berg der Verwerfung hinauf. Geboren bei Hannover, lebt und arbeitet er aktuell in Berlin, Studium am Hildesheimer Institut für literarisches Schreiben. Veröffentlichungen in Zeitschriften (u. a. Bella Triste und Randnummer) sowie Anthologien (u. a. Jahrbuch der Lyrik 2011). 2003 erschien der Gedichtband »quengelszungen« bei Clamot. Zudem ist er Sänger, Texter und Gitarrist der Band »BUM!«

Eintritt: 6,- / ermäßigt 4,- Euro