Kreuzwort in Berlin

Kreuzwort am 28.11.:

KREIPE, MANTEL, ROLOFF & STEINBRÜCK

Okay, das dürfte den meisten nun schon klargeworden sein über unsere Lettrétage-Übernahme, aber: Letztens erst wurde unsere scharmante kleine Lesereihe ein Jahr alt. Yay us! Mittlerweile sind wir schon bei der dritten Location angekommen, dem bezaubernden Damensalon in der Reuterstraße 39. Wie wir eigentlich dort hingekommen sind? Mit der U8 über die Stationen Schönleinstraße oder Hermannplatz, bei größerer Abenteuerlust haben wir die Busse 194 oder M29 genutzt. Carolin kann sogar bequem zu Fuß laufen, was allerdings bei der Wahl dieser schönsten der schönen Kreuzköllner Kneipen nicht ausschlaggebend war.

Jedenfalls werden wir am 28.11. erneut dort aufschlagen und begrüßen ab 20h freudigst euch und außerdem zwei alte Bekannte sowie zwei neue Gesichter, die mitsamt ihren Körpern aus dem eventuell ja okkupierten Frankfurt am Main einreisen! Lutz Steinbrück war schon am 11.10. bei uns und verkaufte mir damals seinen ersten Lyrikband mit Widmung für seine Oma („…dies ist nun meine Dichtersprache … es ist eben alles sehr modern!“) und gut einen Monat später gab sich Birgit Kreipe am 08.11. bei uns (damals noch im Schatzi Neuberg) die Ehre. Ihr zweiter Lyrikband ist grade in Arbeit – vielleicht nimmt sie ja Vorbestellungen entgegen, sollte jemand mit einer persönlichen Widmung seiner oder ihrer Großmutter eine Freude bereiten wollen. Wir freuen uns auch sehr über Marcus Roloff und Julia Mantel, die extra aus Frankfurt anreisen werden, um bei uns zu lesen – eine Gelegenheit, die sich selten auftut.

Deswegen 3€ Eintritt und etwas Nostalgiebereitschaft sowie Entdeckungslust einpacken und sich am 28.11. in den Damensalon begeben, um dem finanzmetropolitanen Stoffwechsel (Stoff… Textilien… Text…, ihr wisst schon) mal hautnah zu erleben.

Birgit Kreipe

geb. in Hildesheim. Kindheit & Jugend auf dem Land. Studium der  Psychologie und Germanistik in Marburg, Wien und Göttingen, lebt in Berlin.
Kurzprosa und Gedichte sind in vielen Zeitschriften und Anthologien erschienen (zuletzt in lichtungen, randnummer, in: Schneegedichte, hrsg. von Ron Winkler, im Jahrbuch Lyrik 2011)
Im Juni 2010 erschien wenn ich wind sage, seid ihr weg, Verlag im Proberaum, Klingenberg.
Im Winter 2011/12 erscheint „schönheitsfarm“ im Verlagshaus J. Frank, Berlin
Birgit Kreipe ist Mitglied im „forum der 13″

löwen

 
schaumkronen des windes, geflügelt
ihr hierhier in der mündung nordost

antwort auf die wiederholte
frage des meers: wo ist der strand?

 
letzter zuruf für taucher und träumer
zwischen boje und windpark gespannter

anker für boote und wolken
schweben von blau zu blau

magie für bäume im hinterland
die verstreut vom wasser träumen

 
gespielt auf dem gras, auf dem dünenkamm
heute die antwort für die, die das meer suchen.

Julia Mantel

jahrgang 1974, studium der angewandten kulturwissenschaften in lueneburg, 
seit 2000 konzentration auf lyrik, teilnahme an der textwerkstatt darmstadt unter der leitung von 
kurt drawert, zahlreiche publikationen in anthologien, regelmaessige lesungen bundesweit.

lebt als autorin, strickkuenstlerin und sprecherin in frankfurt am main.

www.unvermittelbar.de

letzte veröffentlichung:
„dreh mich nicht um“

mit illustrationen von petrus akkordeon

fixpoetry-verlag/ hamburg 2011

für thomas brasch

streich mir das haar
aus der stirn,

ich habe bretter
vorm kopf, die
die welt bedeuten,

berühre mich dort,
wo ich nie gewesen bin.

Marcus Roloff

geboren 1973 in Neubrandenburg (DDR), lebt als Lyriker und Übersetzer in Frankfurt am Main. Studium der Neueren deutschen Literatur, Philosophie und Kulturwissenschaft an der HU Berlin. Literarische Veröffentlichungen seit 1997, zuletzt u.a. in „Neue Rundschau“, „wespennest“, „Lyrik von JETZT zwei“, „alles außer Tiernahrung“ und „Jahrbuch der Lyrik 2011″. Im Herbst 2010 erschien im gutleut verlag Frankfurt/M. sein dritter Gedichtband „im toten winkel des goldenen schnitts“.

balcke + heym

überm winter die landschaft durch watte & licht-
schrulle leer. eisiger werder. er wolle den raureif
feiern. wenn er sterbe seien die menschen tot. wie
stottern sei das nur dass nichts hängen bleibe denn
da werfe man ja die silben in eine art doppelten
boden. die welt klappe nach hinten. aber eigentlich
stottere niemand. das sei nur reminiszenz an die
rememorierte gegend zwischen havel & havel.

Lutz Steinbrück

geboren 1972 in Bremen. Studierte Germanistik und Anglistik in Oldenburg/Niedersachsen. Seine Magister-Arbeit „Fremde Heimat“ über Vechta in der Lyrik Rolf Dieter Brinkmanns erschien 2007 im Oldenburger BIS-Verlag. Seit 2004 lebt er in Berlin. Schreibt Lyrik, Artikel für Print- und Onlinemedien und macht Musik mit der Band „Nördliche Gärten“. Im September 2008 erschien sein erster Lyrikband „Fluchtpunkt: Perspektiven“ im Lunardi Verlag (Berlin). Sein zweiter Gedichtband „Blickdicht“ folgte im März 2011 im Verlagshaus J. Frank (Berlin). Einzel-Veröffentlichung von Gedichten in Zeitschriften (u.a. Poet, Ostragehege, lauter niemand, randnummer), in Anthologien (u.a. Deutscher Lyrikkalender 2011, Versnetze 3) sowie in Online-Portalen (u.a. Poetenladen, Fixpoetry, Lyrikmail). Nominierung für die 2.Lesung des Münchner Lyrikpreises 2011.

„Steinbrück scheut sich nicht, gesellschaftliche Realitäten in ebenso klarer wie scharfer Sprache aufzugreifen und diese in einem Zerrspiegel ad absurdum zu führen: wir sind auf Kurs / und es ist an der Zeit / unter Deck aufzutauchen / um einzuschlafen. Eine Lyrik, die souverän ihrer eigenen Logik folgt und weit davon entfernt ist, in moralisierende oder agitatorische Banalitäten abzudriften. Kein selbstgewisses lyrisches Ich, kein Agitieren von einem sicheren Standpunkt aus. Stattdessen entwirft Steinbrück surrealistische Szenarios auf der Höhe der Zeit mit dichtem Blick auf das Alltägliche. Scheinbare Gewissheiten, die sich auflösen, Perspektiven, die gebrochen werden und pointierte Devisen, gerne als ironische Aufforderung zur Leichtigkeit, wenn es etwa heißt: bitte nehmen Sie / ihr Leben doch / nicht zu persönlich.“

Götterclique, geschlossen

Du traumhaftes Mikrofaserland
wo die Beatmung der Reisebusse stagniert
wird der mit dem längsten Steuerknüppel
Klassensprecher dieser Autobahn

macht noch immer in Trikot-Etagen
macht billig macht das sein Garten ein Turm wird
sein Schwager hat die Elbe neu designt
und leuchtet davon ohne anzuhalten

die Ausweisung der Wettkampfzonen
stimmen sie ab im Club eine Art von Heim
hier
hier bleibt die Kälte im Dorf

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