frankfurter neue presse

08.01.2009 Kultur

Zwischen Gefühl und Analyse

Kurze, prägnante Gedichte mit überraschendem Witz schreibt die in Frankfurt lebende Lyrikerin Julia Mantel, von der in einer neu eingerichteten Reihe, «Fixpoetry», nun eine kleine Auswahl vorgelegt wird. Sehr nüchtern, doch verspielt, genau hinsehend gelingt es der jungen Autorin, schlingernd zwischen Gefühl und Analyse, Momentaufnahmen hervorzubringen, die Anteil nehmen lassen an den romantischen und doch klaren Zuständen, die uns aus dem Grau des Tagaus-Tagein herauszuheben vermögen. Oft mit doppeltem Boden sind diese präzisen Texte angereichert, wie etwa in «friedhof der kuscheltiere»: «du liegst neben mir / in alle winde verstreut // der fernseher läuft leer / und wird stumm // ich drücke mein gesicht / im aschenbecher aus // auf dem balkon / selbstverständlich // damit es dich nicht stört.» Selbstverleugnung und Ichsuche, Formen von Traurigkeit und Verlorenheit bilden die Eckpfeiler ihrer Texte, wobei sie sich die Freiheit des Reimens oder des freien Verses unbekümmert nimmt. Gut, dass die deutsche Literatur solche Talente vorzuweisen hat.HH

Julia Mantel: «New Poems». Verlag im Proberaum 3, 24 S., 6.90 Euro

www.fnp.de/fnp/welt/kultur/rmn01.c.5446578.de.htm

One Response to “frankfurter neue presse”

  1. Andreas Says:

    Julia, also vielen Dank fuer dieses Buch, das ueber Weihnachten mein andere-Welt-Schlupfloch erreichte, ich bin noch immer im Studium deiner Texte begriffen, oder vielleicht in dem Studium der Bilder, die sie erzeugen:

    ich bin wieder zurück
    und kreuze die finger
    unter eurem tisch.